Bericht von der Vereinsreise des UHC Phantoms Rafzerfeld
Ungewohnt früh versammeln sich verschiedene Mitglieder:innen vom UHC Phantoms bei der Saalsporthalle. Die Sonne legt ihre ersten Strahlen über den Parkplatz. Der Duft von Kaffee weckt die noch müden Geister. Mal um Mal rattert die freundlicherweise aufgestellte Kaffeemaschine und ergiesst ihre schwarze Brühe in Pappbecher. Unsere beiden Organisatorinnen warten geduldig das letzte Schlürfen ab. Jetzt aber einsteigen. Das Gepäck ist bereits verstaut. Bereits um 07:15 Uhr startet der Motor unseres 13 Personen fassenden Bus. Die vertraute Landschaft des Rafzerfelds lassen wir schnell hinter uns. Unser Chauffeur Zubi führt uns vorbei an den Landebahnen des Flughafens, über die mehrspurige Autobahn am Westring, weiter den grünen Schildern folgend nach Luzern. Die ersten Sandwiches, welche feinsäuberlich eingepackt sind, müssen bereits dran glauben. Mittlerweile rauschen wir durch den Kanton Obwalden. Das Wasser in Sarnersee und Lungernsee ruht, die Oberfläche spiegelglatt. Unruhe kommt nur im Businnern auf: das ein oder andere Zischen verströmt den Duft von vergärenden Getränken. Die einen rümpfen die Nase, die anderen prosten einander zu. Die früh ausgerückten Fischer auf dem Lungernsee lassen sich auf jeden Fall nicht stören. Angekommen auf dem Brünigpass folgt sogleich die Abfahrt ins Berner Oberland. Nach Brienzersee und obligatem Leeren der Blase an einer Tankstelle türmt sich vor uns eine eigenartig imposante Felswand auf. Unbeirrt schlängelt sich unser Bus die Kurven hinauf bis nach Grindelwald. Gefährt parkiert, Rucksack aufgeladen, Sonnencrème aufgetragen. Wenige vertrauen auf den natürlichen Schutz.
Nach einem kurzen Spaziergang heisst es sich ein erstes Mal in Geduld üben. Die Warteschlange vor der Firstbahn erstreckt sich bereits über das Gebäude hinaus. Um uns herum hören wir allerlei nervöses Geplapper in verschiedensten Sprachen. Kurz nach dem Drehkreuz befördert uns eine 8er Gondel bis zur Mittelstation. Weiteres Warten, 90 Minuten sind vom leuchtenden Bildschirm abzulesen. Ohne Verdruss reihen wir uns ein. Schliesslich gebietet sich uns bei eitlem Sonnenschein eine vorzügliche Aussicht auf ein vergletschertes Bergpanorama. Einige öffnen den Rucksack in der Hoffnung, dass sich etwas Essbares darin verirrt hat. Scheinbar hat sich einiges darin verirrt. Der First Glider verspricht Fliegen wie ein Adler. Zu viert aufgehängt an einem übergrossen Metalladler, saust dieser zuerst 300 Meter den Berg hinauf, danach wieder zurück. So weit so gut. Unter dem Adler eingeklickt steigt der Adrenalinspiegel wohl bei allen leicht. Einen Rückzug macht niemand. Die Auffahrt rückwärts ist unerwartet zügig und mindestens so schnell wie die kurz folgende Abfahrt. Allfälliges Gekreische geht im Wind unter. Nach äusserlichem Eindruck überstehen die Fahrt alle ohne wacklige Beine, vielleicht ein flauer Magen? Die Augen geschlossen halten soll auch geholfen haben.
Angesichts der Warteschlange bei den Gokarts geht es hinauf zur Bergstation. Den Felsen umgibt ein metallener Steg, unter ihm steil abfallendes Gelände, in der Weite dafür eine wunderbare Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Stau verursacht die kurze Hängebrücke oder besser gesagt Menschen mit gezücktem Smartphone. Überholen ist zum Glück erlaubt. Am Ende des Cliff Walks gibt es einen 45m Steig, der ins «Nichts» führt. Auf dem Steig herrscht Hochbetrieb. Vorbildlich aufgereiht wie auf einer Rolltreppe im Hauptbahnhof Zürich stehen die Menschen rechts und laufen links zurück. Weiteres Warten? Dankbar ablehnend streben wir zügig ins Bergrestaurant. Mit dem Durstlöschen können wir gleichzeitig ein kurzes Gewitter abwarten. Als wir wieder nach draussen treten, lacht uns wieder die Sonne entgegen. Der Betrieb des First Flieger muss länger als das Gewitter eingestellt werden. Kurzerhand nehmen wir die Gondel zur Mittelstation und stellen uns der Warteschlange beim Gokart fahren. Mit der Zeit stöhnt das ein oder andere Gesicht. Die sich schleppend bewegende Schlange hat für uns zwei Gründe. Die asiatischen Völker fahren vorwiegend gerne in Schritttempo die Strecke hinab. Ob sie es des Genusses willen oder der Angst wegen tun, lässt sich nicht eruieren. Der zweite Grund ist wohl, dass nur mit jeder zweiten Gondel ein Gokart seinen Weg hinauffindet. Zum Glück können wir uns den Weg mit Rätseln vertreiben. Manche führen zur Verzweiflung, manche sind einfach. Nach dem Unterschreiben des Benutzungsreglements und ausführlicher Instruktion werden wir endlich auf die Strecke losgelassen.
Die Kiesstrecke zu Beginn gestaltet sich holprig, wahrscheinlich der gefahrenen Tempi wegen. Das Heck des Gefährts scheint aber nur bei überaus mutiger Fahrführung auszuscheren. Die übrigen Streckenbenutzer:innen werden auf die Seite gewinkt oder räumen den Weg freiwillig. Dankbar wird überholt. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h wird wohl an einigen Stellen massiv übertroffen. In wenigen Minuten treffen wir am Ziel ein. Verwundert fragen wir uns wie eine Fahrzeit von 25 Minuten, welche uns der Instruktor bescheinigt hat, zustande kommen soll.
Nach der rasanten Abfahrt zieht es eine Gruppe für einen zweiten Versuch zum First Flieger hoch, die andere Gruppe entscheidet sich für das Trottinett ins Tal herunter. Die Fahrt mit dem Trottinett gestaltet sich äusserst rasant. In gewissen Kurven wohl zu rasant, der ein oder andere Pullover erhält grasgrüne Flecken als Erinnerung für die unsanfte Begegnung mit den Grashalmen.
Gegen den späten Nachmittag treffen sich alle wieder an den Gartentischen zu etwas Kühlem. Es folgt der gemütliche Teil. Zimmerbezug im Hostel, Nachtessen schnabulieren, Sonne auf der Terrasse geniessen. Der Auftakt in den Abend startet im Pingpongkeller. Trotz des Aufrufs einen Schläger mitzunehmen, fehlen einige Schläger. Die Alternativen reichen vom Kinderbuch vom Spielraum nebenan, zum eigenen Handy bis zur blossen Hand. Die Ausgangslage ist ungleich, Spass machts trotzdem allen. Der Abend endet in einer Bar. Nach kurzem Spaziergang lassen wir den Abend bei Getränk und Jenga ausklingen. Jenga, ein Geschicklichkeitsspiel mit aufeinander gestapelten Holzblöcken, meistern viele, selbst mit erhöhtem Alkoholspiegel, erstaunlich gut. Die Etagen schrauben sich in unerwartete Höhen, bis er schliesslich zusammenkracht.
Am nächsten Tag wartet die Gletscherschlucht Rosenlaui auf uns. Das seit Jahrtausenden abfliessende Gletscherwasser hat sich tief in die Gesteinsmassen eingefressen. Unter lautem Getöse bestaunen wir die aussergewöhnlichen Felsformationen. Die Schlucht ist eng, der Fussweg führt durch die umliegenden Felsen. Das kalte Wasser zischt und schlurft sich die Felsen hinab. Dabei stiebt das Wasser und legt sich angenehm kühlend auf die Haut. Am Ende der Schlucht begrüsst uns die wärmende Sonne. Munter spazieren wir das Tal hinab bis zum Naturfreundehaus Reutsperre. Die Gartentische bilden zusammen eine einzige lange Tafel, Sonnenschirme inklusive. Gekocht wird neben der Küche auch auf dem Feuer direkt vor dem Haus. Es duftet herrlich nach unterschiedlichsten Speisen. Schüssel um Schüssel findet seinen Weg auf unsere Tafel bis schlussendlich eine gewaltige Tavola vor uns steht. Ungläubig betrachten wir die riesige Schweizer Paella. Gebratene Spargeln, Randen, Frühlingszwiebeln türmen sich auf dem Reis. Daneben finden sich Schüsseln mit Salat, in Frischkäse eingekochte Peperoni und Linsensalat. Daneben eine Platte mit gegrillten Würsten und Gemüse. Ausserdem kulinarisch interessant, lang eingekochte, klein gewürfelte Rüebli. Das Schlemmen kann losgehen. Mit kugelrunden Mägen fläzen sich die einen in die Sonne.
Die Rückfahrt im Bus ist hitzig, da die Klimaanlage zwischenzeitlich ausfällt. Trotz allem finden wir den Weg zurück auf den Parkplatz der Saalsporthalle Rafz. Ein grosses Dankeschön an die Organisatorinnen.
Autor: Cyril Eisenegger